Pressemeldung der Siegfried Lenz Stiftung. Hamburg, im Juni 2022
Der Schriftsteller Siegfried Lenz hat 2014 eine Stiftung ins Leben gerufen, zu deren wichtigen Aufgaben es gehört, den internationalen Siegfried Lenz Preis zu vergeben.
Der Preis wird alle zwei Jahre verliehen und ist mit 50.000 Euro dotiert. Preisträgerin 2022 ist die amerikanische Schriftstellerin Elizabeth Strout.
Die feierliche Preisübergabe findet im Hamburger Rathaus am Freitag, den 30. September 2022 statt. Der Preis wird vom Ersten Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg und der Siegfried Lenz Stiftung überreicht. – Am Vorabend der Preisverleihung, Donnerstag, 29. September 2022, wird Elizabeth Strout auf Einladung von NDR Kultur zu Gast sein im Rolf-Liebermann-Studio des Norddeutschen Rundfunks.
Mit dem Siegfried Lenz Preis sollen internationale Schriftstellerinnen und Schriftsteller ausgezeichnet werden, die mit ihrem erzählerischen Werk Anerkennung erlangt haben und deren schöpferisches Wirken dem Geist von Siegfried Lenz nah ist.
Die Siegfried Lenz Stiftung hat zur Vergabe eine Jury berufen.
Ihre Mitglieder sind:
• Günter Berg, Vorstand der Siegfried Lenz Stiftung, Hamburg
• Ulrich Greiner, Autor und Literaturkritiker, Hamburg
• Prof. Dr. Rainer Moritz, Leiter des Literaturhauses, Hamburg
• Annegret Schult, Buchhändlerin, Hamburg
• Monique Schwitter, Präsidentin der Freien Akademie der Künste, Hamburg
Die Siegfried Lenz Stiftung ehrt mit Elizabeth Strout, 1956 in Portland, Maine, geboren, eine herausragende Erzählerin, die es versteht, mit wenigen Strichen das Panorama von Kleinstädten mit all ihren provinziellen Beschränkungen zu entfalten.
Auf denkbar knappe Weise bündelt Strout menschliche Verhaltensweisen. Sie zeigt die Niedertracht und die Hilflosigkeit ihrer Akteure; sie zeigt deren Sprachlosigkeit und Traurigkeit darüber, was im Leben verpasst wurde. Gleichzeitig mischen die Romane Humor und Tragik und lassen allen Schicksalsschlägen zum Trotz jene Glücksmomente aufblitzen, die das Leben zu meistern helfen.
In Büchern wie „Mit Blick aufs Meer“ (2009 mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet), „Die Unmöglichkeit der Liebe“ oder „Alles ist möglich“ schafft Strout unvergessliche Charaktere wie die Lehrerin Olive Kitteridge und erzählt von Sehnsüchten und Erwartungen, die das Leben selten zu erfüllen vermag. Wie Strouts Figuren im Hier und Jetzt handeln, erklärt sich nicht selten aus dem, was sie in früheren Lebensphasen durchzumachen hatten.
Der Siegfried Lenz Preis würdigt so eine Autorin, deren Texte ungemein kunstvoll gebaut sind, die Genregrenzen zwischen Roman und Erzählung verwischen, von großer Humanität zeugen und in ihren wechselnden Perspektiven davon erzählen, welche Widerstandkraft die Einzelnen zu entwickeln vermögen, wenn sie gegen die Zumutungen des Lebens aufbegehren.
Die bisherigen Preisträger des mit 50.000 Euro dotierten Siegfried Lenz Preises, waren der Israeli Amos Oz, der Engländer Julian Barnes und der Amerikaner Richard Ford. Da für Siegfried Lenz nicht allein die anglophone Welt von Bedeutung war, sondern auch die Welt seiner ostpreußischen Herkunft, zeichnete die Jury 2019 mit Ljudmilla Ulitzkaja eine Autorin aus dem osteuropäischen Kulturraum aus.
Elizabeth Strout wurde 1956 in Portland, Maine geboren und wuchs in verschiedenen Kleinstädten in Maine und New Hampshire auf. Sie studierte Rechtswissenschaften an der Syracuse University und schloss dieses Studium 1982 mit Auszeichnung ab. Daneben absolvierte sie ein Studium im Fach Gerontologie. Ihr Interesse galt aber immer schon auch der Literatur und bald wurden ihre Kurzgeschichten in verschiedenen Literaturzeitschriften veröffentlicht.
1998 erschien ihr erster Roman, „Amy & Isabelle“, der mit dem Los Angeles Times Book Prize für das beste Erstlingswerk ausgezeichnet wurde. Mit ihrem dritten Roman „Olive Kitteridge“ (2007, Dt. „Mit Blick aufs Meer“) hatte sie ihren bislang größten literarischen Erfolg. Für diese Geschichten um eine schrullige pensionierte Mathematiklehrerin in einer Kleinstadt in Maine erhielt sie 2009 den Pulitzerpreis. Das Buch wurde 2014 als Miniserie mit Frances McDormand in der Hauptrolle verfilmt. „My name is Lucy Barton“ (2016, Dt. „Die Unvollkommenheit der Liebe“) wurde für den Man Booker Prize nominiert. „Anything is possible“ (2017, Dt. „Alles ist möglich“) wurde mit dem Story Prize ausgezeichnet. Zuletzt erschien 2021 ihr nunmehr achter Roman „Oh William!“. Neben ihrer schriftstellerischen Tätigkeit war Elizabeth Strout auch Dozentin für Kreatives Schreiben an der Colgate University, New York sowie der Queens University of Charlotte, North Carolina. 2022 wurde sie in die American Academy of Arts and Letters gewählt. Elizabeth Strout lebt in Maine und in New York City.
Siegfried Lenz zählt zu den größten Schriftstellern deutscher Sprache. Sein Werk ist in mehr als 30 Sprachen übersetzt. Für sein 14 Romane, zahlreiche Novellen, Hörspiele und Dramen umfassendes Werk wurde er mit bedeutenden Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem Goethepreis der Stadt Frankfurt am Main, de Friedenspreis des Deutschen Buchhandels und mit dem Lew-Kopelew-Preis für Frieden und Menschenrechte. Siegfried Lenz lebte seit 1951 in Hamburg und veröffentlichte seine Bücher von Beginn an im Hoffmann und Campe Verlag. Er verstarb am 7. Oktober 2014 im Alter von 88 Jahren. Zuletzt erschienen Der Überläufer (2016), sein Amerikanisches Tagebuch (2012), Die Maske (2011), Landesbühne (2009) und Schweigeminute (2008). Zahlreiche seiner Bücher wurden verfilmt. Zuletzt liefen Deutschstunde (ZDF 2017; Regie Christian Schwochow) und Der Überläufer (ARD 2020, Regie Florian Gallenberger) erfolgreich im deutschen Fernsehen.
Weitere Informationen erhalten Sie über die Siegfried Lenz Stiftung
Mittelweg 117, 20149 Hamburg – info@siegfriedlenz-stiftung.org
Das Büro wird geleitet von Katharina Muders:
muders@siegfriedlenz-stiftung.org // www.siegfriedlenz-stiftung.org
Weitere Informationen zur Preisträgerin über:
Karsten Rösel / Luchterhand Literaturverlag, Tel. 089 / 4136 3752 karsten.roesel@penguinrandomhouse.de
© Leonardo Cendamo